KOLUMNE: Alles Plattform – oder was?

Letzte Woche habe ich zum ersten Mal den START Summit in St. Gallen besucht. Die jährliche Konferenz, organisiert von Studierenden der Universität St. Gallen, bietet Jungunternehmer aus ganz Europa eine Plattform und Studierenden, Gründern und Investoren die Möglichkeit zum Meet & Greet. Mein Erfahrungsbericht.

Von der Professionalität der Eventorganisation können sich manche Veranstalter eine Scheibe abschneiden. Es war das erste Mal, dass ich ein Event-App auf meinem iPhone wirklich brauchen konnte. Bei 3’000 Teilnehmenden aus verschiedenen Länder war es wichtig, die Vernetzung so effizient wie möglich sicherzustellen: Im Vorherein konnten mit Unterstützung des OKs verschiedene 1-to-1 Treffen vereinbart werden und die App liess zusätzlich kurzfristige Treffen ermöglichen. Neben zahlreichen guten Referaten und Workshops prägten die zwei Tage vor allem kurze, spannende und intensive Gesprächen.

Mir wurde gesagt, dass das Cyrpto-Momentun stark auf die letztjährige Konferenz einwirkte und die Mehrheit der Start-Ups aus diesem Bereich stammte. Dieses Mal war es anders: 8 von 10 Gesprächen, die ich geführt habe, waren mit Jungunternehmen, die eine Plattform entwickelten. Sei es eine KMU-Lending Plattform, eine Plattform für nachhaltige Kleider, eine Dating-Plattform für Gruppentreffen oder eine Plattform für Clubs und Partygänger, um sich besser zu finden.

Diese Präsenzen sind nicht erstaunlich, denkt man an den Erfolg von Facebook oder Uber. Doch ist die „Uberisierung“ von weiteren Bereichen automatisch von Erfolg gekrönt? Die Zukunft wird es uns zeigen. Als willkommene Abwechslung waren Business Cases, welche einen unmittelbaren Nutzen für die Wirtschaft im Fokus haben – ohne auf die Chancen einer Skalierung verzichten zu müssen. Es waren dies die Firmen realbot.engineering und etinog. Die erst genannten entwickeln einen Roboter, mit dem einfach vom Computer aus eine Liegenschaft besichtigt werden kann. Dies spart der Verwaltung wie auch dem potenziellen Mieter / Käufer zeitintensive Anfahrtswege. Etingo hat es sich zum Ziel gesetzt, mit einer neuen Software-Lösung sämtliche Aktivitäten eines Gastronomiebetriebs (vom Einkauf über die Buchhaltung bis zum Verkauf / Marketing) in einer Applikation zu digitalisieren.

Während Plattformen meistens ein „winner takes it all“ Geschäft sind, haben es andere Ideen einfach, organisch zu wachsen und sind weniger dem Risiko ausgesetzt, trotz hohen Marketingausgaben am Schluss mit leeren Händen dazustehen.

Welche Plattform sich sicher ausbezahlt hat, ist der START Summit: Die Begeisterung der Studierenden, welche viele ehrenamtliche Stunden für die Konferenz investierten, war durch und durch spür- und erlebbar. Wie viele Unternehmen war auch das Summit nicht immer so gut unterwegs wie heute: in unterschiedlichen Gesprächen habe ich erfahren, wie das Format einst mit 100 Teilnehmenden gestartet ist und in der Zwischenzeit auch schon finanzielle Engpässe zu meistern hatte. Doch wie auch sonst im Leben, zeigt auch dieses Beispiel: Beharrlichkeit und Leadership zahlen sich aus. Ich freue mich auf den START Summit 2020.

Über Andri Silberschmidt

Andri Silberschmidt ist 24 Jahre alt, Vermögensberater, Politiker und Gastro-Unternehmer. Mit 15 Jahren startete er die Banklehre und ist heute bei Swisscanto Invest für das Management von allen quantitativen Aktienfonds, die in Entwicklungsländer investieren, verantwortlich. Er hat berufsbegleitend den BSc in Business Administration abgeschlossen (Dean’s List) und schliesst im Jahr 2019 den MSc in Global Finance ab. Im letzten Jahr gründete er mit Freunden ein Poké Bowl & Sushi Burrito Restaurant, das im Moment zwei Filialen in Zürich betreibt. Andri Silberschmidt ist seit 2011 politisch aktiv und seit 2016 Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz. Vor Kurzem wurde er für die FDP ins Parlament der Stadt Zürich gewählt.
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