KOLUMNE: #TechPlomacy – Diplomatie im 21. Jahrhundert

Wer heute Silicon Valley hört, denkt sofort an die Tech-Giganten, welche in Kalifornien gross geworden sind. Eine Garage oder kleine Hütte, in denen getüftelt wurde, galten meist als Ursprung der milliardenschweren Tech-Unternehmen. Es sind Unternehmen wie HP oder Google, die heute massgeblich unser Leben beeinflussen und uns gerne dieses Bild vom Silicon Valley vermitteln.

Wenn man, wie in meinem Fall, mit einer Gruppe von europäischen Politikern im Silicon Valley auf Besuch ist, werden einem nicht unmittelbar die verrücktesten neuen Ideen aus der Küche von Peter Thiel et al. präsentiert, sondern man spricht über Rahmenbedingungen und Diplomatie. In diesem Zusammenhang wurde uns ein bis jetzt einzigartiges Modell präsentiert.

Dänemark ist das einzige Land, das mit einem «Tech Ambassador» inmitten des Silicons Valley präsent ist. 8 Personen pflegen Kontakte zu den hiesigen Tech-Unternehmen direkt im Silicon Valley, 12 Kollegen unterstützen aus Kopenhagen und nochmals 2 aus Peking, so sind alle 3 wichtigen Zeitzonen gut abgedeckt sind. Ihre Hauptaufgabe sehen sie nicht darin, Unternehmen nach Dänemark «zu locken» – das machen bereits andere Institutionen aus unterschiedlichen Ländern, wie auch zum Beispiel der Schweiz. Sie sehen ihre Rolle als Kommunikator zwischen der Welt im Silicon Valley und der Welt Zuhause, um einerseits die (politischen) Anliegen zu platzieren und damit zu versuchen, den digitalen Wandel nach den eigenen Werten zu beeinflussen. Andererseits agieren sie auch als Übersetzer nach Hause, um das Verständnis über das Wissen, die Vorgänge und Herausforderungen zu schärfen.

Dank diesem Engagement soll sich Dänemark den Ruf einer intelligenten Gesetzgebung, welche optimal auf zukünftige Veränderungen ausgerichtet ist, erarbeiten. Das Ganze ist Teil ihrer Public Diplomacy Strategie und die Anstrengungen münden unter anderem in einem eigenen Podcast.

Im Austausch mit den Vertretern der Tech Ambassy haben sie oft die Bedeutung von künstlicher Intelligenz, den Investitionen von China in diesem Bereich, aber auch der zunehmenden Bedrohung von «deep fakes» gesprochen: also von Videos, bei denen es fast unmöglich ist, von Menschenauge zwischen Echt und Fälschung zu unterscheiden. Was die künstliche Intelligenz für die Schweiz bedeutet, wurde vor kurzem auf SRF Eco diskutiert. Ich bin überzeugt, dass wir mit Initiativen wie «Mindfire» wichtige Engagements in diesem Bereich aufweisen können, welche mehr von Politik und Wirtschaft unterstützt werden müssen.

Diese neue Art von Diplomatie wird hoffentlich auch bald für die Schweiz ein Thema sein. Wir sind zwar inmitten von San Francisco mit einem Konsulat, Schweiz Tourismus, Switzerland Global Enterprise und swissnex gut vor Ort vertreten. Doch in der Schweiz nimmt die Diskussion zur Regulierung von neuen Geschäftsmodellen ihren Lauf an. Es ist wichtig, dass wir dabei auf kluge Konzepte setzen, welche sich an anderen Orten bewährt haben und unsere freiheitliche Ordnung nicht beschneiden. Wer weiss, ob wir nach Dänemark das zweite Land mit einem Tech Ambassador haben werden?

Über Andri Silberschmidt

Andri Silberschmidt ist 24 Jahre alt, Vermögensberater, Politiker und Gastro-Unternehmer. Mit 15 Jahren startete er die Banklehre und ist heute bei Swisscanto Invest für das Management von allen quantitativen Aktienfonds, die in Entwicklungsländer investieren, verantwortlich. Er hat berufsbegleitend den BSc in Business Administration abgeschlossen (Dean’s List) und schliesst im Jahr 2019 den MSc in Global Finance ab. Im letzten Jahr gründete er mit Freunden ein Poké Bowl & Sushi Burrito Restaurant, das im Moment zwei Filialen in Zürich betreibt. Andri Silberschmidt ist seit 2011 politisch aktiv und seit 2016 Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz. Vor Kurzem wurde er für die FDP ins Parlament der Stadt Zürich gewählt.
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